Mehrzweckhalle Hornbach
Bemerkenswert ist hier vor allem das Wandbild am Giebel.
Dazu hat Helga Müller Interessantes recherchiert:
Sgraffito-Wandbild "Zug des Rodensteiners" von Kurt Weidmüller
Es bezieht sich auf die Legende, wonach vor Beginn eines Krieges in Deutschland der Ritter Hans III von Rodenstein mit seinem wilden Heer mit Gebraus durch die Lüfte von seiner Burg Schnellerts bei Brensbach zu der Burg Rodenstein auszieht, und bei Kriegsende wieder zurückkehrt.
Auf den Spuren des Künstlers Kurt Weidmüller
In Hornbach begegnet man an mehreren Gebäuden Wandmalereien von dem Künstler Kurt Weidmüller, dessen Leben und Wirken im Ort in Erinnerung bleiben soll.
Weidmüller, geboren am 20. Juli 1890, entstammte einer Frankfurter Handwerkerfamilie. Er arbeitete zuerst in der väterlichen Werkstatt (leider ist der genaue Beruf nicht überliefert) und besuchte danach die Kunstakademie. Nach seiner Ausbildung war er lange in einer Frankfurter Dekorationsfirma beschäftigt. Die Zerstörung der Stadt durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg erzwang seinen Umzug aufs Land. Auf dem Annenhof bei Mörlenbach fand er mit seiner Familie eine neue Bleibe, und arbeitete von nun an selbstständig. In dieser Zeit fand Weidmüller treue Freunde, wie den Weinheimer Schreinermeister Hans Maier, den Hornbacher Lehrer Wilhelm Becker und den Hotelier Ernst Samer aus Grasellenbach, später auf der Kreidacher Höhe, die ihm immer eng verbunden blieben. In deren Auftrag hat er viele verschiedenartige Arbeiten ausgeführt, denn er war ein vielseitig begabter Künstler. Neben der aus Italien stammenden Sgraffitotechnik (von ital. sgraffiare: auskratzen - Kratzputz), beherrschte er auch die Glasmalerei, malte Bilder und bemalte Möbel. Seine Themen sind der Mensch und seine Arbeit, ebenso auch Mythen und Sagen, z. B. das Nibelungenlied, der heilige Georg mit dem Drachen oder der Zug des Rodensteiners über den Odenwald, die er oft in monumentaler Größe darstellt. Da wo er Fachwerk ausziert, sind es Ranken und Blumen, Märchenfiguren und Sinnsprüche, die das Auge des Betrachters bis heute erfreuen. Ein Kunstwerk ersten Ranges ist das Sgraffito-Wandbild in der Eingangs Halle des Weinheimer Museums: Hier übertrug er 1949 die älteste Stadtansicht, den Merian-Stich von 1618, in großen Ausmaßen auf die Wand der Toreinfahrt des ehemaligen Deutsch-Ordenshauses.
Kurt Weidmüller lebte in seinen letzten Lebensjahren in seinem Haus in Bad-Vilbel. Dort ist er am neunten Dezember 1963 gestorben.
Helga Müller
Quellenverzeichnis:
Helga Müller in „Unser Museum“, Nr. 21, 2010, „Das Wandbild in der Eingangshalle des Weinheimer Museums. Darin verwendete Zeitungsberichte:
1.Südhessische Post vom 12. Dezember 1964: „Ein wenig abseits von der breiten Heerstraße“.
2.„Weinheimer Morgen“ vom 25. April und 24. Mai 1949, Nebenausgabe des „Mannheimer Morgen“. Am 31. Juli 1951 wurde ihr Erscheinen eingestellt.
Ich danke den Familien Becker und Römer aus Hornbach für freundlich erteilte Auskünfte, sowie den Leiterinnen des Museums und des Stadtarchivs Weinheim, Claudia Buggle und Andrea Rößler für ihre Hilfe bei der Spurensuche.