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Südhessenhalle Reisen

 

Die Südhessenhalle wurde auf Beschluss der Gemeindevertretung der damals noch selbstständigen Gemeinde Reisen in Zusammenarbeit mit dem Turnverein 1911 e. V. Reisen in den Jahren 1963/64 erbaut. Mit Bürgermeister Paul Birkle und dem 1. Vorsitzenden des TVR Adam Rettig standen dynamische Persönlichkeiten an der Spitze des großen Vorhabens. Geschickt wusste Birkle alle Fördergelder zusammenzutragen, die es zu dieser Zeit für solche Projekte gab. Hinzu kamen umfangreiche Spenden von Firmen und Privatleuten. Trotzdem wäre der Bau nicht möglich gewesen, ohne den freiwilligen, unentgeltlichen Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder, die den gesamten Rohbau in Eigenhilfe erstellten. Insgesamt 153 Männer und Frauen leisteten dafür über 18 000 Arbeitsstunden. Es gab damals nur wenige so große Sportstätten im ganzen südhessischen Raum. Die Ausmaße der Halle betrugen in der Länge 33 m, Breite 26 m, Höhe 10 m, Übungsfläche 20 m x 33 m und der Bühne 20 m x 8 m.

Geplant wurde die Halle von dem Architekten Günter Grabinger aus Trösel. Nach dem ersten Spatenstich am 15. Juni 1963 folgte das Richtfest am 2. Mai 1964. Zu der festlichen Einweihungsfeier am 27. November 1964 kam neben vielen Gästen aus Sport, Politik und den Kirchen, auch der Hessische Innenminister Heinrich Schneider. Er lobte die große Leistung einer Dorfgemeinschaft von damals etwa 930 Einwohnern, die gleichzeitig auch die evangelische Kirche erbaut hat. Die ganze Feier stand unter dem Motto: „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit!“

Die Südhessenhalle war von da an immer, auch von auswärtigen Vereinen, voll belegt, denn es gab noch wenige Spielstätten für Hallenhandball.

Die Gemeinde Reisen vermietete sie aber auch für große Gastspiele an Tourneetheater, sodass viele bekannte Schauspieler und Sänger darin auftraten. Am 30. April 1966 übertrug der Hessische Fernsehsender seine beliebte Sendung „Der blaue Bock“ mit Lia Wöhr und Heinz Schenk live aus der Halle.

Das Jahr 1970 brachte eine Zäsur in der Ortsgeschichte: Am 31. Mai 1970 starb Paul Birkle plötzlich und unerwartet. Er war der letzte Bürgermeister der Gemeinde Reisen. Sieben Monate später, am ersten Januar 1971 schloss sich Reisen mit den umliegenden Orten zur Großgemeinde Birkenau zusammen. Seitdem ist sie auch für die Verwaltung der Südhessenhalle zuständig.

1975 ließ sie auf der Bergseite einen neuen Trakt anbauen für die Küche, einen Wirtschaftsraum und den Geräteraum. Das erleichterte die Arbeit sehr, und machte Bewirtungen im großen Rahmen erst möglich. Weitere Umbauten und Renovierungsarbeiten wurden seitdem ausgeführt, in deren Rahmen sich das Erscheinungsbild der der Halle veränderte. So wurden die Glasbausteine an der Hauptfront zum Sportplatz hin, mit Ausnahme des Bühnenbereichs, ausgetauscht, weil viele davon im Laufe der Zeit zerbrochen waren. Außerdem erwies es sich, dass man bei entsprechender  Sonneneinstrahlung geblendet wurde. Vor allem auch für einen besseren Schallschutz wurden sie durch schallschluckende Bausteine ersetzt.

  

Die Südhessenhalle ist bis heute für den Sport und auch für kulturelle Großveranstaltungen ein unentbehrlicher Ort.

 

Helga Müller

 

Quellennachweis:

Die Festschriften zur Einweihung, zum 75-jährigen-und zum 100-jährigen Vereinsjubiläum des Turnvereins e. V.1911 Reisen

Erinnerungen von älteren Mitgliedern des TVR

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